Ohne ihre Regenrückhaltebecken wäre die Gemeinde Tuntenhausen vielerorts untergegangen
Das Hochwasser von Moosach, Braunau und Glonn hat in der Gemeinde Tuntenhausen alles bisher Dagewesene übertroffen. Ohne die Regenrückhaltebecken, die für 1,5 Millionen Euro gebaut wurden, hätten Thal, Ostermünchen und Weiching unter Wasser gestanden. So war vor allem die Moosach ein ernstes Problem.
von Kathrin Gerlach
Tuntenhausen – „Dieses Hochwasser hat alles bisher Dagewesene übertroffen. Das war ein Jahrhunderthochwasser“, ist sich Georg Dettendorfer sicher. Seit 50 Jahren beobachtet er die Moosach an seinem Wasserkraftwerk in Weiching. Solche Wassermassen wie am Dienstag hat er noch nie gesehen – nicht einmal beim Pfingsthochwasser 2013. In der Nacht zu Dienstag lief das Wasser von einem Graben aus über die Wiesen in seinen Oberwasserkanal hinein. „Ich habe beide Schleusen geöffnet und das Wasserkraftwerk abgeschaltet“, erzählt er.
Nie dagewesene Wassermassen
So wie in Weiching breitete sich die Moosach an ihrem Bachlauf überall massiv aus. „Wir müssen das Hochwassergeschehen mit dem Wasserwirtschaftsamt auswerten, um zu ergründen, warum die Moosach an bestimmten Stellen so massiv über ihre Ufer getreten ist“, kündigt Bürgermeister Georg Weigl an. Für das Gewässer zweiter Ordnung ist das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim zuständig.
Die Gemeinde Tuntenhausen hat in ihrem Verantwortungsbereich schon in den vergangenen 15 Jahren dafür Sorge getragen, dass das Oberflächenwasser gedrosselt abgeleitet wird. In einer Studie von Gemeinde und Wasserwirtschaftsamt wurden – ausgehend von der Topografie der Gemeinde und der Erfahrungswerte vergangenener Hochwasser – Schwerpunkte gesetzt. Insgesamt ist im Gemeindebereich ein Rückhaltevolumen von 52 000 Kubikmetern geplant.
Gemeinde investiert in Regenrückhaltebecken
1,5 Millionen Euro wurden bereits investiert. Kritische Orte, die durch Oberflächenwasser noch 2006 massiv überschwemmt wurden, sind damit bereits gesichert. Der Ortskern von Ostermünchen beispielsweise: Vier Regenrückhaltebecken an Sportplatz, Bahndamm und in der Bergfeldstraße – alle natürlich in Wiesen eingebettet – leisteten jetzt gute Dienste.
„Das Hochwasser hat gezeigt, dass ein weiteres, von uns schon in Betracht gezogenes Regenrückhaltebecken an der Bahnunterführung der S 2358 zusätzlichen Schutz bieten würde“, bilanziert Bürgermeister Georg Weigl seine aktuellen Beobachtungen. Er war am Dienstag nicht nur an den Einsatzschwerpunkten der Feuerwehr, sondern kontrollierte auch die Regenrückhaltebecken.
Abfluss des Niederschlagswassers drosseln
„Die in Mailling und Bolkam beispielsweise drosseln das Niederschlagswasser, das ohne sie ungebremst in die Braunau schießen würde“, erläutert Weigl.
In Schönau wurde die Branau so renaturiert, dass natürliche Ausbreitungsflächen für den Bach entstanden. Auch die füllten sich nun erstmals mit Wasser und erfüllten ihren Zweck.
Vor Thal fassen zwei Reckenrückhaltebecken bei Höglhaus circa 4000 Kubikmeter Regenwasser. Kaum vorstellbar, wie sich die Lage im Ort ohne sie verschärft hätte. „Ich glaube, ohne unsere Rückhaltebecken wären einige Orte untergegangen. Wir schützen schon sehr viel“, so Weigl.
Auswertung mit Feuerwehr und Wasserwirtschaftsamt
Nach dem nie dagewesenen Wasserstand der Bäche und Moosach erfolgt in der Gemeinde gemeinsam mit der Feuerwehr nun eine Auswertung der Brennpunkte. Dabei geht es nicht nur darum, an welchen Stellen, ob und wie die Mosaach gebändigt werden könnte.
„Wir müssen auch erkunden, woher beispielsweise die Wassermassen an unserem Wertstoffhof kamen, die ich mir nicht erklären kann“, so Weigl. Sein erstes Fazit nach dem Hochwasser: „Unsere Schutzmaßnahmen haben sich bewährt, und die Feuerwehren haben eine hervorragende Arbeit geleistet.“
40 Ostermünchener Kameraden im Einsatz
In der Gemeinde Tuntenhausen gab es am Dienstag drei besonders schwierige Einsätze für die Feuerwehr: in Thal, Weiching und an der Ostermünchener Moosmühle. „Wir sind am Dienstag, 3.30 Uhr, nach Thal ausgerückt, um die Hohenthanner Kameraden mit Sandsäcken zu unterstützen“, informiert Michael Marx, der stellvertretende Kommandant der Feuerwehr Ostermünchen.
Hier wurden Mühle und Sägewerk mit Sandsackwällen geschützt. „Dass sich die Moosach einmal im Jahr auf den Wiesen ausbreitet, ist normal, doch dass sie sich aber so schnell und massiv ausbreitet wie am Dienstag und auch Gebäude gefährdet, habe ich noch nie erlebt“, sagt Marx.
Ab Dienstagmorgen kontrollierten die Kameraden die Lage in Ostermünchen. Neben Einsätzen zum Auspumpen von Kellern waren hier die Mühle in Weiching und ein landwirtschaftliches Anwesen in Ostermünchen ihre Einsatzschwerpunkte. „An der Moosmühle haben wir mit einem Damm und speziellen Wasserpumpen der Flintsbacher Kameraden verhindern können, dass der Hof überflutet wird“, schildert Marx. Erst nach 19 Stunden – gegen 22.30 Uhr – endete der Hochwassereinsatz der Ostermünchener. Hilfe leisteten auch ihre Kameraden aus Tuntenhausen.
Neue Technik hat sich bewährt
Am Mittwoch waren sie noch mit Aufräumarbeiten im Feuerwehrgerätehaus beschäftigt. „Unsere neuen Fahrzeuge haben sich bewährt – Löschfahrzeug und Gerätewagen Logisitik (GWL) lassen sich ideal kombinieren“, rekapituliert Marx den Einsatz: „Der GWL ist flexibel nutzbar. Wir konnten die Standardbeladung abnehmen und die Hochwasserschutzausrüstung mit Pumpen, Schläuchen, Notstromaggregaten und Sandsäcken transportieren.“
Mehr als 800 Sandsäcke haben die Ostermünchener verbaut. Nachschub ist bereits bestellt. 40 Kameraden waren im Einsatz. „Das ist eine tolle Leistung, wenn man bedenkt, dass wir unseren Dienst in der Freizeit leisten oder vom Arbeitgeber freigestellt werden müssen“, ist Marx stolz auf seine Truppe.
Kathrin Gerlach © OVB – www.ovb-online.de
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